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Digitale Lösungen für das Gesundheitswesen

apoHealth Interview mit dem d-health up Gewinner

Ein Gespräch mit Dr. Dave Sircar, AUF Mobility

d-health up: Der Startup Wettbewerb geht in die nächste Runde

apoHealth im Gespräch mit dem ersten Gewinner AUF Mobility

August 2021

Auch in diesem Jahr heißt es: Startups aufgepasst! Denn das regionale Gesundheitsnetzwerk MED+ und das Business-Angel-Netzwerk AngelEngine e.V. sind wieder auf der Suche nach Innovationen für den Gesundheitsmarkt. Noch bis zum 15. August können sich Startups auf www.d-healthup.de bewerben. Gesucht werden vor allem Lösungen für das Arbeitsumfeld von Krankenhäusern, der ambulanten Versorgung, Krankenkassen oder auch Universitäten und Bildungseinrichtungen.

Warum es sich lohnt dabei zu sein, erzählt uns der Gewinner des letzten Wettbewerbs, Dr. Dave Sircar. Der Gründer von AUF Mobility spricht mit uns über seine Erfahrungen und Erfolge, wertvolle Tipps für den Bewerbungsprozess und die ersten Schritte in der Startup Welt.

Herr Dr. Sircar, Sie haben einen treppensteigenden Rollator entwickelt. Wie funktioniert Ihre Lösung genau?

Dave Sircar: Der Rollator ist eines der wichtigsten Alltagshilfsmittel für Menschen, die aus verschiedensten Gründen in ihrer Gehfähigkeit eingeschränkt sind. Er verleiht Sicherheit, Autonomie und fördert die Mobilität – zumindest solange sich keine Hindernisse, wie Treppen, Bordsteine oder Bus- bzw. Bahnfahrkanten in den Weg stellen. Genau hier setzen wir mit unserer Lösung an: Während sich unser Rollator im Normalfall wie jeder andere verhält, ist er zusätzlich in der Lage, sich auf die Hinterräder zu stellen, um Hindernisse zu überwinden. Der Nutzer muss dabei nichts tun – der Rollator folgt ihm eigenständig.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen und wer arbeitet mit Ihnen an der Lösung?

Dave Sircar: Inspiriert hat mich meine Mutter. Sie hatte irgendwann das Problem, dass sie schwere Einkäufe nicht mehr allein tragen konnte. Das ging im Supermarkt mit den Einkaufstaschen los und endete spätestens im Treppenaufgang ihres Wohnhauses. Irgendwann hat sie zu mir gesagt: "Dave, gibt es nicht eine andere Lösung, damit Du nicht für mich einkaufen musst?". Als Ingenieur war schnell klar, dass etwas Technisches hermusste – das war die Geburtsstunde des AIRo.

2019 haben Sie sich mit Ihrem virtuellen Prototypen beim d-health up Wettbewerb beworben und direkt gewonnen. Wie kam es dazu?

Dave Sircar: Wir hatten zu der Zeit zwar schon unseren Prototypen, brauchten aber Kapital, um die nächsten Schritte gehen zu können. Auf der Suche nach einem Investor haben wir Kontakt mit AngelEngine e.V. aufgenommen und so von dem Wettbewerb erfahren. Das war für uns die Chance, unsere Idee bekannter zu machen und mit anderen Startups, Investoren, Partnern und Interessenten in Kontakt zu kommen.
Foto des d-health up Gewinners von 2019: Dr. Dave Sircar von AUF Mobility

Wenn Sie heute zurückschauen: Was hat Ihnen die Teilnahme gebracht?

Dave Sircar: Profitiert haben wir auf vielfältige Art und Weise, allem voran von dem wahnsinnigen Schub an Selbstbewusstsein, den wir bekommen haben. Bis zum Wettbewerb hatten wir immer wieder Zweifel, ob unsere Idee aufgeht und die damit verbundene Selbständigkeit funktioniert – der Gewinn hat uns wirklich den Rücken gestärkt. Gleichzeitig hatten wir eine tolle Ausgangsposition auf der Suche nach Förderungen, um unseren Prototypen weiterzuentwickeln.

Auch über den Wettbewerb hinaus, war das Team von AngelEngine e.V. ein wichtiger Sparringspartner. Denn vergleichbar mit einem "Popsternchen" nach dem ersten erfolgreichen Album, sind wir gerade in der Anfangszeit mit vielen gut gemeinten Ratschlägen überschüttet worden – was dazu geführt hat, dass wir teilweise unseren Weg verloren haben. Da war es gut, dass AngelEngine e.V. uns wieder zurück auf die richtige Bahn gebracht hat, damit wir kein one-hit-wonder werden – um in diesem Beispiel zu bleiben.

Von Startup zu Startup: Was würden Sie jungen Gründern raten, die sich auf dem Weg in ihr erstes eigenes Unternehmen befinden?

Dave Sircar: Das allerwichtigste ist, dass man an seine Idee glaubt und das auch in schwierigeren Phasen. Gleichzeitig stecken oftmals mehrere Köpfe dahinter, die als Team zusammenwachsen und funktionieren müssen. Direkte, transparente Kommunikation und ein fairer Umgang sind hierfür besonders wichtig. Dazu gehört auch, Emotionen anzusprechen und feste, ritualisierte Kommunikationsformate, wie z.B. Serientermine mit Protokoll, einzuführen.

Eine weitere Lehre, die wir für uns gezogen haben: Überlegt, ob ihr euch auf staatliche Förderungen und Zuschüsse einlassen möchtet bei denen man in die Prozesse einer staatlichen Organisation hängt. Solche Finanzierungen sind zwar an vielen Stellen verlockend – vor allem, weil sie die eigenen Rücklagen schonen. Unsere Erfahrung ist jedoch: Die Mühlen in solchen Institutionen mahlen deutlich langsamer als in der Startup Welt und starre bürokratische Prozesse führen an manchen Stellen dazu, dass unternehmerische Entscheidungen erschwert und die eigene Agilität genommen wird – darüber sollte man sich im Klaren sein.

Zu guter Letzt: Haben Sie noch ein paar "Insider-Tipps" für die erfolgreiche Bewerbung?

Dave Sircar: In erster Linie geht es darum, dass mein Gegenüber versteht, für wen ich mein Produkt entwickle und welches Problem damit gelöst werden soll. Das geht am einfachsten über eine starke Emotionalisierung. Und selbstverständlich gehört neben der technischen sowie organisatorischen Darstellung auch eine umfassende Vorstellung des Teams. Denn die Köpfe hinter der Idee sind besonders wichtig – vielleicht sogar der wichtigste Faktor, um diese erfolgreich zu machen.

Auf einen Blick: Alles zum d-health up Wettbewerb und dem Bewerbungsprozess

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann reichen Sie noch bis zum 15. August Ihre Bewerbung auf www.d-healthup.de ein. Die Bewertungskriterien, an denen Sie Ihre Unterlagen ausrichten sollten, finden Sie hier.

Nach Ablauf der Bewerbungsfrist wird ein unabhängiges Komitee aus Vertretern der Gesundheitswirtschaft die besten Ideen auswählen, fünf Finalisten nominieren und erste Preise verteilen: Neben der Teilnahme an einem zweitägigen Workshop mit den Partnern und Veranstaltern des Wettbewerbs zum Thema Gründen im Gesundheitswesen, erhält jedes Team ein individuelles Kommunikationstraining zur Vorbereitung auf das große Finale.

Das große Finale wird am 10. November 2021 in der Zentrale der deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) in Düsseldorf stattfinden, die sich zum zweiten Mal als Partner des Wettbewerbs engagiert. Dem Gewinner winken 5.000 Euro für die Startup-Kasse.